Wie lasse ich den Hintergrund des Motives auf dem Foto verschwimmen? Wie gestalte ich ein tolles Bokeh?
Teil 3 der Blogserie: schöne und emotionale Kinderfotos wie die Profis machen
Die Blende
Fragst du dich auch oft: Wie kann ich es schaffen, dass mein Kind schön scharf auf dem Foto ist, der Hintergrund aber ganz unscharf und weich? Und was bedeuten nur die Begriffe Tiefenschärfe und freigestellt? Welche Objektive eignen sich für Kinderfotos besonders?
Also: Wie bekomme ich ein Foto hin, auf dem mein Kind scharf ist, der Hintergrund aber unscharf?
Diese Gestaltung steuerst du über die Blende. Je kleiner der Wert ist, desto kleiner ist der Bereich in dem das Foto scharf ist.
Was möchtest du auf deinem Kinderfoto scharf abbilden?
Frage dich also, sollen nur die Augen scharf sein? Oder das ganze Gesicht? Oder dein Kind und der Hintergrund? Oder sind mehrere Kinder mit unterschiedlicher Entfernung zur Kamera auf dem Foto und alle sollen scharf abgebildet werden?
Wenn du nur die Wimpern von deinem Kind scharf haben möchtest brauchst du eine kleine Blende wie z.B. f/2,2. Fotografierst du mehrere Kinder benötigst du eine große Blende z.B. f/8 oder sogar f/16.
Die Tiefenschärfe
Je höher die Blendenzahl, desto mehr Tiefenschärfe haben wir also in unserem Foto. Das bedeutet, der scharfe Bereich vor und hinter unserem fokussierten Motiv weitet sich entsprechend aus.
Kleine Blendenzahl -> wenig Schärfe (Tiefenschärfe) -> kleiner Schärfebereich
f/2.2 f/2.2 f/4
Mit der Größe der Blende regelst du wie weit sich die Lamellen im Objektiv öffnen. Das ist ausschlaggebend dafür wie viel Licht auf den Sensor deiner Kamera fällt. Die Lamellen öffnen und schließen sich sobald du den Auslöser drückst. Die Lamellen funktionieren ähnlich wie dein Auge. Bei wenig Licht z.B. in der Dämmerung ist deine Pupille geweitet, bei viel Licht wie Sonnenschein ist sie ganz klein.
Merken wir uns also:
Kleine Blendenzahl -> große Blendenöffnung -> viel Licht
Große Blendenzahl -> kleine Blendenöffnung -> wenig Licht
Das klingt im ersten Moment verwirrend und gegensätzlich. Ich verspreche dir aber, das übt sich ganz schnell und später denkst du nicht mehr großartig darüber nach. Intuitiv weißt du, ob die eine kleine oder eine große Blendenzahl einstellst und machst ganz einfach dein Foto.
Probier es ruhig mal aus!
Am besten nutzt du dafür am Anfang den halbautomatischen Av- oder A-Modus (Zeitautomatik). So kannst du üben welches Ergebnis du auf deinen Fotos siehst mit unterschiedlich großen und kleinen Blenden. Was bedeutet das nun und wie gehst du vor?
Stelle am Rad oberhalb deiner Kamera den Modus auf „AV oder A“. In diesem Modus stellst du selber die Blende ein und die Kamera kümmert sich um die weiteren Faktoren im Belichtungsdreieck, den richtigen ISO-Wert und die Belichtungszeit. Meistens findest du rechts ein kleines Rädchen mit dem du die Blendenzahl hoch und runter stellen kannst. Die Zahl wird mit einem kleinen „f“ vorangestellt im Display der Kamera angegeben. Auch durch den Sucher der Kamera kannst du den Wert sehen. Drehst du das Rädchen verändert sich der Wert. Er wird größer oder kleiner. Weißt du nicht welches Rad das ist, schaue im Handbuch der Kamera nach oder bei YouTube.
Probiere nun unterschiedliche Werte der Blendenzahl und unterschiedliche Entfernungen zu deinem Motiv aus. Was erkennst du? Wie verändert sich die Bildwirkung? Ein Tipp: Bei kleiner Blende ist der Schärfebereich sehr gering. Fokussiere daher immer auf das dir zugewandte Auge!
f/1.6 f/2.8 f/2.8 f/2.5 f/2.8
Das Motiv freistellen
Was bedeutet nun eigentlich ein Motiv z.B. ein Portraitfoto deines Kindes mit freigestelltem Gesicht? Ganz einfach. Man spricht von „Freistellung“ wenn sich dein Hauptmotiv vom Hintergrund abhebt. Das bedeutet, dass das Gesicht deines Kindes scharf ist und der Hintergrund schön verschwimmt. Für den unscharfen Hintergrund im Bild benutzen Fotografen häufig das Wort „Bokeh“.
Keine Angst, am Anfang ist das alles sehr viel. Aber mit ein wenig Übung wird es sich ganz natürlich anfühlen und nicht mehr befremdlich. Du wirst sehen, die Steuerung deiner Kamera wird dir mit jedem Mal etwas leichter fallen. Versprochen! Da geht nur üben, üben und üben! 🙂
Mit einer Festbrennweite erzeugst du ein unheimlich schönes Bokeh. Das bedeutet dein Motiv im Vordergrund ist scharf, der Hintergrund unscharf. Für viele Menschen ist diese ein Qualitätsmerkmal. Die kleine Blende sorgt für ein harmonisches Ergebnis, dass dem natürlichen Sehen entspricht.
10-teilige Blogserie: Kinder fotografieren wie die Profis
- Teil 1: Schöne und emotionale Kinderfotos wie die Profis machen
- Teil 2: Wie du mit der ISO-Zahl gekonnt schwierige Lichtsituationen meisterst
- Teil 3:Kinderfotos wie vom Profi – Steuer mit der Blende den professionellen Bild-Look
- Teil 4: Gestaltungselement Belichtungszeit: Bedeutung und Praxistipps
- Teil 5: Mit Licht malen – der 4-Schritte-Plan zu professionellen Kinderfotos
- Teil 6: Warum gutes Fotoequipment nicht teuer sein muss?!
- Teil 7: Fotografieren lernen: Autofokus und Schärfe verstehen und benutzen
- Teil 8: Wie du mit 6 Bildaufbau-Tipps bessere und schönere Kinderfotos machst
- Teil 9: Familienalltag: 10 Tipps für schöne Kinderfoto im Chaos
- Teil 10: Bildbearbeitung: Wie du deine Kinderfotos zum Strahlen bringst!