Teil 9 der Blogserie: schöne und emotionale Kinderfotos wie die Profis machen
Ich weiß, es ist nicht so einfach. Da ist die ganze Kamera-Theorie aus den letzten Blogposts mit der man klar kommen muss. Und dann flitzt dein Kind viel zu schnell wieder weg, bevor du deine Fotokamera startklar hast. Wo du hin schaust, sieht es irgendwie so gar nicht nach Fotoshooting-Kulisse aus. Wäscheberge, Spielzeugtürme oder die Malstifte – alles ist überall verteilt. Auch Familienfotografen stehen vor diesen Eindrücken. Mit ein paar Tipps und Ideen lässt sich das Umfeld recht einfach aufgeräumt gestalten.
Wie du es schaffst trotzdem wunderschöne Kinderfotos in eurem „Chaos“ zu machen? Ich habe hier 10 Tipps und Ideen für dich. Ich hoffe diese Tipps helfen dir ein wenig dabei deine Kinder und die ganze Familie im Alltag fotografisch zu begleiten. Für emotionale und authentische Familienfotos.
10 Tipps für Eltern – Kinderfotos im Familienalltag selber machen
1. Beherrsche deine Kamera
Für spontane Fotos im Familienalltag solltest du ohne groß darüber nachzudenken die Blende oder die Belichtungszeit einstellen können. Lerne deine Kamera kennen und übe verschiedene Einstellungen. So bekommst du ein Gefühl dafür von wo das Licht kommt, wie kurz die Belichtungszeit sein muss damit dein Bild scharf wird, auf welchen Punkt du fokussierst und wie du mit der Blende die Tiefenschärfe steuerst. Bist du dir noch unsicher? Dann schaue dir doch die Blogreihe „schöne und emotionale Kinderfotos wie die Profis machen“ von vorne an und nimm am Fotoworkshop teil.
Deine Kamera sollte für die Kinderfotos natürlich mit vollem Akku und Platz auf der Speicherkarte griffbereit sein um schnell reagieren zu können. Am besten außerhalb der Reichweite deiner Kinder, aber an einem zentralen Ort. Toll ist es, wenn dein Partner ebenfalls ein wenig Spaß am Fotografieren lernen hat. So können die liebevollen Momente zwischen dir und deinen Kids auch eingefangen werden.
2. Tipps für die Bildgestaltung
Für interessante Kinderfotos nutze die Punkte zur Bildgestaltung. Im letzten Blogartikel haben wir uns ausführlich damit beschäftigt. Achte bei deinen Fotos auf den Bildaufbau, fokussiere auf die Augen und nimm ganze Szenerien auf, sowie Details des Moments. Wähle den Bildausschnitt so, dass du die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Wesentliche lenkst und dein Foto bekommt eine wundervolle Aussagekraft.
Ganz besonders schön ist es auch dein Motiv „einzurahmen“. Damit schaffst du Ordnung! Fotografiere z.B. aus einem anderen Raum durch die geöffnete Tür hindurch. Das gibt deinem Bild Führungslinien und einen eingerahmten Look. Außerdem geht das oft ganz unbemerkt und deine Kinder bleiben vertieft in ihrem Spiel. Und super praktisch ist, dass du den Wäscheberg oder Spielzeug-Haufen einfach mit der halb offenen Tür verdecken kannst.
Traue dich auch Negativraum bei deinen Fotos einzusetzen. Das ist Raum bzw. Platz in deinem Bild wo einfach nichts ist, wie z.B. eine leere Wand. Setze dein Motiv dazu einfach in den goldenen Schnitt und rücke es aus der Mitte deines Bildes heraus.
3. Schaffe Ordnung
Manchmal ist es wirklich das einfachste ein paar Dinge schnell weg zu räumen. Mit ein paar Handgriffen ist der Wäscheberg schnell außerhalb des Bildes gelegt. Die bunten Spielzeuge lassen sich vielleicht ganz unauffällig kurzer Hand unter einer schlichten Wolldecke verschwinden. Vielleicht stört einfach die Stuhllehne in deinem Bild? Schiebe ihn kurz aus dem Weg oder vielleicht so ins Bild, dass er ein kleines Chaos dahinter verdeckt.
4. Gehe ganz nah ran!
Oft ist das Fotografieren nicht so einfach. Deine Wohnung oder dein Haus ist nicht so aufgeräumt wie du dir das für schöne Kinderfotos vorstellst. Im Kinderzimmer liegt das ganze Spielzeug kreuz und quer verteilt. Im Rest der Wohnung stapeln sich Wäscheberge, Jacken am Boden, der Staubsauger mitten im Zimmer oder das dreckige Geschirr steht noch auf der Arbeitsfläche. Sieht dich um und ändere die Perspektive. Gehe ganz nah ran. Wähle eine offene Blende (kleine Blendenzahl) und setze den Fokus deines Bildes gekonnt auf dein Motiv. So kannst du vieles aus der Umgebung ausblenden oder unscharf verschwimmen lassen. Alles eine Frage der Perspektive!
Spielzeugchaos Wilde Farben und Chaos Besser! Besser! Unruhiges Muster Besser!
5. Mach lieber Serienaufnahmen
Das bedeutet mache viele Bilder mit der Reihenaufnahme. Bei viel Action und herum tobenden Kindern ist es ganz schön schwierig Fotos zu machen die nicht verwackeln. Mache mehrere Aufnahmen. Am besten mit der Funktion für Serienaufnahmen deiner Kamera. Bei manchen Modellen kannst du einstellen, dass mehrere Bilder automatisch gemacht werden sobald du den Auslöser drückst. Ich nutze die Funktion für Reihenaufnahmen meiner Canon. Die ist prinzipiell immer eingeschaltet. In der Zeit in der ich den Auslöser gedrückt halte werden viele Aufnahmen direkt nacheinander gemacht. Möchte ich nur ein Foto machen, drücke ich nur ganz kurz. Möchte ich mehrere Bilder machen, also eine Reihenaufnahme, dann drücke ich den Auslöser länger.
Später kannst du einfach aussortieren und behältst nur die Aufnahmen, die deine Favoriten sind. So hast du eine höhere Wahrscheinlichkeit für scharfe Kinderbilder.
6. Fang Emotionen ein
Trau dich! An einem Tag begleiten uns viele Emotionen hoch und auch runter. In jeder Familie wird gelacht, geweint, geliebt und gewütet. All diese Emotionen gehören zu deinem Familienalltag. Wenn ihr gerade eine Phase habt, in der viel der eigene Wille entdeckt wird, dann nimm das auch auf. Es ist auf eine Art befremdlich später aus schwierigen Zeiten nur lächelnde und glückliche Fotos anzusehen. Denn im Hinterkopf weißt du, dass die Fotos nicht authentisch sind. Zudem ist es ein Zeichen dafür Emotionen anzunehmen, sie gehören zu dir – zu deinem Familienalltag. Also traue dich auch ab und zu diese festzuhalten.
7. Fotos ohne Gesicht
Vielleicht ist es nicht immer möglich bei deinem tobenden und turnenden Kind das Gesicht mit auf das Foto zu bekommen? Vielleicht möchtest du gerne ein paar Fotos ohne Gesicht von deinem Kind machen um es mit Freuden online zu teilen? Fotos ohne den direkten Blick in die Augen können auch sehr aussagekräftig und emotional sein.
8. Fotos von dir mit deinem Kind
Kennst du das auch? Du machst so viele schöne Fotos von deinen Liebsten, doch auf keinem davon bist du drauf? Du fehlst immer wieder auf den Bildern?
Bitte deinen Partner um ein paar Fotos. Stelle im Vorfeld am besten die Kamera schon selber ein, damit du nachher auch ein scharfes Foto hast. Nimm die Reihenaufnahme und erkläre, dass der Auslöser immer kurz gedrückt werden soll, damit mehrere Bilder gemacht werden. Sehr hilfreich ist es, ein Beispiel-Bild von der Aufnahme zu zeigen die du dir vorstellst.
Alternativ kannst du auch ein Selbstportrait von dir mit deinem Kind machen. Nutze dafür ein Stativ, ein Regal oder lege deine Kamera auf den Tisch. So kannst du alle Einstellungen im Vorfeld machen. Für den Fokus nehme ich gerne einen Stuhl oder Besenstiel zur Hilfe. So und jetzt los, ab auf das Bild. Du hast 10 Sekunden Zeit. 10, 9, 8,…. 😀
9. Familienportrait Accessoires und Hilfsmittel
Alles wuselt durcheinander? Niemand hört dir zu? Du wolltest ein Familienfoto machen und keiner schenkt dir Beachtung? Versunkenes Spielen ist einerseits sehr schön zu Fotografieren. Bei wilden Hummeln wird es etwas schwieriger. Wenn deine Kinder nicht ruhig und still sein wollen, lasse sie eine Weile flitzen und toben. Spiel mit ihnen, dann sind sie später auch eher dazu bereit einen Augenblick ruhiger zu sein. Accessoires können dir helfen die Aufmerksamkeit für einen Moment einzufangen. Mit Handpuppen, Clownsnase oder lustigem Tier an deiner Kamera kannst du oft für Überraschungen sorgen. 😉
10. FamilienALLTAG aufnehmen
Als letztes möchte ich dir noch einen für mich ganz wichtigen Tipp mit auf den Weg geben. Warte nicht auf besondere Anlässe! Natürlich sind Fotos vom Geburtstag, von den ersten Schritten, von der Einschulung und aus dem Urlaub wichtig und schön. Doch was ist mit der Zeit dazwischen? Noch viel wertvoller sind die Fotos von eurem normalen Alltag. Also fotografiere nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern täglich. Denn gerade die unscheinbaren Alltagsmomente sind eine wunderschöne Erinnerung im Familienalbum. Hab deine Kamera also immer griffbereit.
Das Schöne aus dem Alltäglichen festhalten. Was ist bei dir zu Hause besonders? Habt ihr bestimmte Rituale? An welche Dinge möchtest du dich in 10 Jahren noch erinnern? Das ausgiebige Sonntagsfrühstück im Schlafanzug da unter der Woche dafür einfach nie Zeit ist? Zusammen Kuchen backen und den Rührlöffel abschlecken? Der treue Freund – das eine ganz besondere Kuscheltier, welches überall mit hingenommen wird? Oder ist es doch eher ein Schnuffeltuch? Euer ins Bett-bring-Ritual oder das lustige Lied, das ihr gemeinsam beim Zähneputzen singt? Welche Dinge sind für deine Familie ganz besonders? Vergiss nicht sie für die Ewigkeit fest zu halten. Suche dir kreative Blickwinkel. Das sind Momente voller authentischer Emotionen.
Gefallen dir die 10 Tipps?
Hast du vielleicht noch ein paar Ideen parat? Ich freue mich auf dein Feedback.
Bis bald
10-teilige Blogserie: Kinder fotografieren wie die Profis
- Teil 1: Schöne und emotionale Kinderfotos wie die Profis machen
- Teil 2: Wie du mit der ISO-Zahl gekonnt schwierige Lichtsituationen meisterst
- Teil 3: Kinderfotos wie vom Profi – Steuer mit der Blende den professionellen Bild-Look
- Teil 4: Gestaltungselement Belichtungszeit: Bedeutung und Praxistipps
- Teil 5: Mit Licht malen – der 4-Schritte-Plan zu professionellen Kinderfotos
- Teil 6: Warum gutes Fotoequipment nicht teuer sein muss?!
- Teil 7: Fotografieren lernen: Autofokus und Schärfe verstehen und benutzen
- Teil 8: Wie du mit 6 Bildaufbau-Tipps bessere und schönere Kinderfotos machst
- Teil 9: Familienalltag: 10 Tipps für schöne Kinderfoto im Chaos
- Teil 10: Bildbearbeitung: Wie du deine Kinderfotos zum Strahlen bringst!
Hahaha der Besenstiel hat mir geholfen als ich ein Babybauchshooting mit Selbstauslöser gemacht habe. Du erzählst einfach aber trotzdem ausführlich mit guten Tipps. Vielen Dank!
Hallo Katharina,
vielen lieben Dank.
Ich freue mich, dass du Anregungen und Ideen aus den Blogartikeln mitnimmst. Der Trick mit dem Besenstiel hat mir auch schon so manches mal geholfen. 😀 Hast du für dein Babybauchshooting bestimmte Einstellungen an der Kamera gemacht? Indoor oder Outdoor? 🙂
Viele liebe Grüße,
Svenja